Cats Calling Back ist knallorange. Es ist aufsehenerregend. Es ist lustig und macht Lärm. Es ist schamlos, ausgelassen und feministisch. Es ist mit einer extrem tiefen schwesterlichen Liebe verbunden. Es ist warm, fürsorgend, unterstützend. Es ist FINTAs in den Vordergrund rücken und aufzeigen zu was wir alles fähig sind. Cats Calling Back ist Komplementarität. Cats Calling Back ist eine starke und wundervolle Verbindung von ganz vielen inspirierenden Cats. Cats Calling Back ist ein “Rüümli”. Es ist Provozieren, es ist Kreieren, es ist Eskalieren. Cats Calling Back ist Kollektiv.
Als ich ein Teenage-Girl war, gab es viele Kollektive, Gruppierungen, Gangs. Meistens Boysgangs. Oft hatten sie damals so “Rüümli”, irgendwelche Kellerabteile, in denen sie abhängten, sich trafen, kifften, Musik spielten und Parties organisieren konnten. Meine Freundinnen und ich liebten es, in diese “Rüümli” eingeladen zu werden – somit gehörten wir für einen kurzen Moment dazu.
Zehn Jahre später wollten wir auch endlich so ein “Rüümli”. Nur nicht so klein, versteckt, muffig und exklusiv. Sondern ein “Rüümli”, das da ist für alle FINTAs, um in vollkommener Sicherheit und Geborgenheit wild sein zu können, Platz einzunehmen, die Mehrzahl zu sein, die Nacht durchzutanzen und zu zeigen, welch unglaubliche Talente in ihnen schlummern.
Wir sind sechs beste Freundinnen, seit über 13 Jahren, alle aufgewachsen in verschiedenen Dörfern im Kanton Nidwalden. Alle ausgewandert aus dem konservativen Kanton, weil wir keine Möglichkeit sahen, uns dort zu verwirklichen. Alle haben sich unterschiedlich und doch in die gleiche Richtung entwickelt: zusammen und jederzeit verbunden. Alle haben verschiedene Päckli auf dem Rücken und leben in verschiedenen Umständen mit verschiedenen Leidenschaften. Aber wir haben eine immer bestehende Gemeinsamkeit: die Lust, die Musik laut aufzudrehen und abzutanzen. Prosecco in Unmengen fliessen zu lassen. Wild zu sein. Grenzen neu zu definieren. Dem Patriarchat den Rücken zu zudrehen. Verletzlich zu sein. In einem geschützten Raum. In unserem “Rüümli”.
Wir wollten öffentlich machen, was wir unter uns schon lange lebten. Und deshalb gründeten wir ein feministisches Kollektiv – Cats Calling Back – mit dem Ziel aufzuzeigen, dass wir so unglaublich stark, lustvoll und glücklich sein können, wenn wir zusammenstehen.
Kollektive unter FINTAs zu gründen, ist ein rebellischer Akt gegen das Patriarchat in sich selber. Das Zusammenstehen von FINTAs ist die wirkungsvollste Macht, uns gegen ein System zu wehren, das uns gegeneinander aufhetzen möchte, das uns schwächen will, klein machen, ruhigstellen. Mit Cats Calling Back wollen wir eben genau das Gegenteil: wir wollen laut sein, sichtbar und uns gegenseitig unterstützen. Wir wollen collectively calling back.
Wir müssen die grundlegende Bedeutung unserer kollektiven Macht, Verantwortlichkeit, Vernetzung, Abhängigkeit und kollektiven Fürsorge wieder in den Vordergrund rücken und gemeinsam Strukturen und Narrative aufbauen, die andere dazu ermutigen, sich den kollektiven Räumen anzuschliessen und einen gemeinsamen Kampf zu führen, in vollständiger gegenseitiger Unterstützung.
Um es mit Audre Lorde’s Worten zu sagen: Wir können die Welt, die wir uns wünschen nicht mit den derzeitigen Mitteln des Systems von Wettbewerb und Unterdrückung aufbauen. Der Wandel muss von “unten” kommen, von der Basis, von der Schaffung kollektiver Geschichten, kollektiven Leidens, kollektiver Wut, kollektiver Hoffnung und kollektiver Wünsche. Systemische Veränderungen – und das zeigt uns die Weltgeschichte – geschehen auf diese Weise – durch Bewegungen, kollektive, langfristige, nachhaltige Arbeit durch Zusammenschlüsse. Einfach gesagt: durch “Rüümlis”.
Photocredit: Yael Anders & Noemi Grütter