“Latina zu sein, ist eine Art zu leben: The TAUTA Way of Vida!” – Unsere #heroine Maria Lorez

Mit ihrem Interior Brand TAUTA Home bringt die gebürtige Kolumbianerin Maria Lorez lateinamerikanische Designs und Produkte und damit heisses Latino-Flair in Zürcher Wohnzimmer. Wir sprachen mit ihr über die Frauen, welche mit ihr gemeinsam die wunderschönen Stücke herstellen, wie sie von ihnen das Schweigen und Zuschauen wieder gelernt hat und was es mit ihrem neusten Coup, dem “Tarot Criollo”, auf sich hat.

Maria, wie kamst du dazu TAUTA Home zu gründen?
Die Idee, kolumbianisches Design nach Europa zu bringen, hatten meine Mutter und ich schon lange. Als ich mit meinem ersten Sohn schwanger war, wusste ich, dass der Moment gekommen ist, mich selbständig zu machen und nach meinen Wurzeln zu suchen. Tauta Home ist aus dem Heimweh und meiner Sehnsucht nach meinem Geburtsland Kolumbien entstanden.

Was bedeutet TAUTA? “The TAUTA Way of Vida”, wie du schreibst?
Es ist kein Papier oder ein Stempel in deinem Pass; es ist eine Haltung, es ist die Freude, die du aus deinem Herzen ausstrahlst; die Musik, die in deinem Leben erklingt; die Dinge, die dein Zuhause ausmachen; die Art, wie du gehst; die Art, wie du dich kleidest. Latina zu sein, ist eine Art zu leben: The TAUTA Way of Vida.

Welche Rolle spielen dabei deine kolumbianischen Wurzeln?
Eine grosse Rolle: Tauta ist ein Synonym für unglaubliche Materialien und Designs, welche die Geschichten von Kolumbianer*innen erzählen. Wir wollen als eine Marke wahrgenommen werden, die zeigt, dass Kolumbien ein Haus und eine riesige Familie ist, die überall auf der Welt leben kann.

Vor Ort arbeitest du viel auch mit (Frauen-)Communities zusammen, mit den sogenannten “Juanitas”. Was bedeutet dir dies bzw. wie gehst du da genau vor?
Die Juanitas sind eine grosse Gruppe starker, talentierter und vereinter Frauen. Es gibt mindestens 250 von ihnen, die die Traditionen bewahren und mit Liebe die Stücke herstellen, die meine Kundschaft nachher geniessen kann. Sie befinden sich im Süden Kolumbiens, in Nariño, mitten in den Anden. Die Anführerin heisst Juanita, daher kommt auch der Name der Gemeinschaft. Es handelt sich um Frauen, die körperlich, verbal oder emotional missbraucht wurden, und sie finden durch das Weben und die Ausübung ihres Handwerks eine Katharsis. Ihre Kunst macht sie stark und hilft ihnen zu heilen. TAUTA stellt jährlich 2-3 “Talleres” mit ca. 4-5 Juanitas auf die Beine. Da besprechen wir die neuen Designs – mittlerweile haben sie das Selbstvertrauen, ihre Ideen und Vorschläge zum Produkt laut auszusprechen. Es macht so viel Spass, auf Augenhöhe zu entwerfen.

Steht bei der Arbeit also auch Empowerment im Fokus?
Mit den indigenen Frauen, mit denen ich arbeite, ist es eigentlich gerade umgekehrt: Nicht ich empowere sie, sondern sie empowern micht – ich lerne unglaublich viel von ihnen. Durch meine Arbeit mit ihnen habe ich gelernt, einfach nur zuzuschauen und zu schweigen. Gelernt, wieder mir der Mutter Erde verbunden zu sein, meine Mittmenschen und mich zu spüren und zu verstehen, dass Projekte und Ideen die Zeit benötigen, die sie sie brauchen. Bei den meisten Urvölkern besteht immer noch ein Matriarchat: Die Frauen sind diejenigen, die das Handwerk beherrschen und somit die Hauptverdienerinnen sind. Bei den Juanitas ist das etwas anders; sie wurden auf verschiedene Art und Weise misshandelt.  Bei meinen persönlichen Besuchen höre ich ihnen zu und ermutige sie, mit ihrer Arbeit weiterzumachen und vor allem auf ihr Können stolz zu sein!

Wie gelingt es dir, Tradition und Moderne zu verbinden?
In Bezug auf unsere Produkte ist da dieses magische Spiel: Du nimmst, in unserem Fall, die Iraca oder Tetera Palmblätter und erschaffst Gegenstände für unsere moderne Welt – wie zum Beispiel Brillenetuis, die in der nächsten Kollektion zu sehen sein werden. In meinem privaten Umfeld probiere ich meinen Söhnen meine Liebe zu beiden Ländern und Kulturen mitzugeben. Offen und neugierig zu sein und sich für nichts zu schämen oder zu cool zu sein. Wir feiern Ostern, Sächsilüüte, 1. August, Samichlaus und Weihnachten ebenso wie den Día de los Muertos (Tag der Toten). Und sobald die Kinder etwas grösser sind, werden wir die Novenas de Aguinaldo im Dezember feiern. Das ist ein wunderschöner katholischer Advents-Brauch aus Kolumbien.

Wie oft bist du selbst vor Ort? Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
In nicht Covid-Zeiten waren wir 1-2 Mal im Jahr vor Ort in Kolumbien. Wir sind bestrebt, diese Gemeinschaften von Frauen und Männern zu stärken und zu fördern, und setzen uns dafür ein, ihre seit Generationen überlieferten Techniken zu bewahren. Die Bewahrung und Hervorhebung der Geschichte und Kultur dieser Gemeinschaften ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Marken-DNA und Philosophie. Für uns geht es darum, Entscheidungen mit Liebe und Sorgfalt für die Menschen und den Planeten zu treffen. Indem wir mit diesen kleinen Handwerkskooperativenzusammenarbeiten, um jede Saison makellose Slow-Fashion-Stücke zu kreieren, verpflichten wir uns, unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Mein Arbeitsalltag in der Schweiz ist jeden Tag verschieden. Neben der täglichen Kund*innenbetreuung und dem Versenden der Bestellungen sind wir immer auf der Suche nach neuen Verkaufspartner*innen.

Spannend! Und wie sieht die*der TAUTA Kund*in aus, was macht sie*ihn aus?
Es sind Menschen, die Stücke mit Geschichte schätzen und Handwerker*innen ehren. Unsere Kund*innen sind mutig mit Farben und Muster. Unsere Kund*innen sind authentisch und suchen nach einzigartigen und luxuriösen handgefertigten Stücken.

Oh, da erkennt sich die fempop-Community sicherlich darin wieder! Welche aktuellen Einrichtungtipps hast du für sie?
Bei der Dekoration entscheide ich nach meinem Bauchgefühl. Meistens finde ich meine Schätze auf Reisen. Bei grösseren Anschaffungen würde ich jedoch genau überlegen, welche Stücke ich wirklich brauche und wo bzw. wann es sich zu investieren lohnt. Auf Klassiker zu sparen ist sinnvoll, finde ich.

War Design, insbesondere Interior Design, schon immer ein Teil deines Lebens?
Ja, unsere Mutter hat mir und meinen Geschwistern das weitervererbt; sie ist eine der elegantesten Frauen, die ich kenne. Schöne Stücke zu tragen oder ein willkommenes zu Hause zu haben, machen mich sehr glücklich!

Bald lanciert ihr auch ein Tarot-Karten-Set – was ja aktuell ziemlich im Trend ist. Was kannst du uns darüber erzählen?
Ich darf noch nicht viel verraten; das Set ist jedoch nach über zehn Monaten Produktion bald geburtsreif!In Kolumbien wächst du zwischen Katholizismus estorischem Glauben auf. Als Kind habe ich meinen Grossvater am Morgen zur Sonntagsmesse, am Nachmittag meine Mutter zum Kaffeesatzlesen begleitet. Kartenlegen gehörte ebenfalls dazu und da kam mir die Idee, eine kolumbianische Version zu kreieren. Ich konnte acht sehr talentierte kolumbianische Illustratorinnen für das Projekt zu gewinnen. Entstanden ist ein Wahnsinnsprojekt und ich bin unglaublich stolz, euch bald das erste kolumbianische Tarot “Tarot Criollo” vorzustellen. Es wird ein buntes und traditionstreues Produkt sein, das Kolumbien zu 100% repräsentiert! Ein Instrument wie ein Tarot bei sich zu Hause zu haben, um Antworten auf eigene Fragen zu erhalten, ist doch eine schöne Unterstützung für den Alltag. Oft trauen wir unserem Bauchgefühl nicht und müssen noch eine bildliche Führung haben.

Treasure guaranteed! Spielt Spiritualität also eine grosse Rolle für dich? Privat und bei TAUTA Home?
Ja, das tut sie. Ich achte auf Sternkonstellationen bei der Lancierung eines Produktes und auf Zeichen, ob ich ein Projekt – sei es nun beruflich oder privat – auch wirklich starten soll.

Und was möchtest du unserer Community im Spirit unserer Ausgabe “HOT FEMPOP SUMMER” noch mit auf den Weg geben?
Immer daran zu denken, netter zueinander zu sein – vor allem unter Frauen; uns gegenseitig zu unterstützen und uns Komplimente zu machen – das ist “hot”. Und: Erzieht eure Töchter und Söhne mit den Werten Demut, Empathie und Toleranz! So können wir unsere Welt zu einem besseren Ort machen.