Body IssueZeitgeist

Own your Body!

Erobert euch eure Körper zurück – genau das ist unser Aufruf dieser Ausgabe. Es reicht nicht, sich von Stereotypen distanzieren zu wollen. Was es braucht, ist echte Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und dessen Darstellung in der Öffentlichkeit. Das heisst auch, auf ihn Acht zu geben.

Wir fangen gleich damit an: Body Positivity ist wichtig, hilft uns aber nur bedingt. Insbesondere dann, wenn dessen Vorbilder +/- normierte Standardkörper haben mit lediglich kleinen Abweichungen und damit erneut eine Barriere gegenüber wirklich nicht normativen Körper liefern. Was jetzt vielleicht auf den ersten Blick hin kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach: Egal ob dick oder dünn, gross oder klein – alles ist okay, solange man mit sich im Reinen ist und den eigenen Körper nicht ständig thematisiert. Denn jede Schwäche in diesem Bereich, jede Unsicherheit und jedes Rückfragen bestärkt und bestätigt die Norm in ihrer Macht und Gewalt.

Um dahin zu gelangen, erachten wir insbesondere zwei Punkte als zentral: einerseits die Entsexualisierung des weiblichen Körpers, andererseits die Pflege und das Achtgeben auf den eigenen Körper. Es ist okay, Sport zu machen und in der eigenen Haut wohl fühlen zu wollen. Das heisst am Ende nichts anderes, als Respekt vor sich zu haben und gesund sein zu wollen. Körper brauchen Bewegung und gewisse Pflege – bereits Cleopatra badete in Milch. Es ist nicht okay, Leute zu verurteilen, die übergewichtig sind. Genauso nicht okay ist es über solche zu urteilen, die auf sich Acht geben oder schlank sind. Wichtig bleibt der Respekt des eigenen sowie des anderen Körpers.

Der weibliche Körper ist in der Gesellschaft noch immer eine der grössten Zielscheiben und Machtinstrumente überhaupt. Sei es eine Abtreibung, das Stillen in der Öffentlichkeit oder generell der Zugang zu Verhütungsmitteln – nach wie vor wollen Leute über diese Dinge entscheiden und urteilen, die dabei selbst gar nicht die Betroffenen sind. Genau dagegen müssen wir ankämpfen. Mein Körper, meine Entscheidung, und darüber gibt es nichts zu diskutieren. Eine Schwangerschaft oder das Kinder-Kriegen sind kein Zuckerschlecken, das Frau einfach so hinnehmen sollte, wenn sie das nicht möchte.

Und ein weiblicher Körper, auch nackt, kann einfach nur ein weiblicher Körper sein. Der weibliche Körper: Verschiedene Formverläufe und Silhouetten, die aufeinander treffen, und das hat rein gar nichts mit Sex zu tun. Dass es etwa plötzlich Teppiche, Tassen oder Kissen mit Brust-Motiven en masse zu kaufen gibt, kommt nicht von ungefähr. Denn auch hier geht es genau um die Entsexualisierung des weiblichen Körpers.

Man kann wohl ohne weiteres behaupten, dass jede Frau eine Bekannte oder Freundin mit einer Essstörung hat oder kennt, oder eine die mal damit zu kämpfen hatte, und dass Frauen, die einen lockeren, selbstbewussten und individuell bestimmten Umgang mit ihrem Körper haben, eine echte Rarität sind. Das muss sich ändern! Wir müssen das ändern! Nur so können wir das Machtverhältnis verändern. Den eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er ist, ist das eine. Ihm aber auch diese Pflege und Aufmerksamkeit zu schenken, die er verdient hat, ist das andere, und genauso wichtig.