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Was wir lesen wollen.

Selina Bärtschi

Was wir lesen wollen, sind Geschichten über Themen, die uns alle umtreiben. Bücher, die uns eintauchen lassen in fremde sowie vertraute Lebenswelten. Romane, die von Protagonistinnen erzählen, die uns an ihren Erfahrungen teilhaben und mitfühlen lassen sowie zu eigenen Abenteuern inspirieren. Wir wollen von Autorinnen lesen, die uns stolz machen, Teil der weiblichen Perspektive zu sein.

Unter dem Credo “Was wir lesen wollen.” verlegt der Hamburger Ecco Verlag seit Frühjahr 2021 Bücher ausschliesslich von Autorinnen – stark, durchdacht, ohne Angst davor, zu irritieren. Hinter dem Verlag steht ein Team von Frauen, welche das tun, was wir alle schon längst tun sollten: Das, was wir wollen. Im Falle des Ecco Verlag-Teams bedeutet das, Bücher zu verlegen, die es selbst lesen will und im eigenen Bücherregal bisher fehlten.

Was aus diesem gemeinsamen Willen heraus entsteht, ist eine Programmauswahl, die sich durch ihre Vielfalt und ein unverkennbares Gespür für die gleichstellungspolitisch wichtigen Themen von heute auszeichnet. Das zeigt sich nicht bloss in der Gestaltung der Programme des Ecco Verlags, sondern auch in der Art und Weise, wie sich der Verlag organisiert. Der Teamgedanke steht stets im Vordergrund – alle Entscheide werden gemeinsam getroffen. Und das in einem Team aus Frauen, welche kollektiv das Ziel verfolgen, Autorinnen mehr Raum und Gehör in der Literaturbranche zu verschaffen.

Die Bücher des Ecco Verlags sind für mich kleine Schätze, welche von den grossen Themen unserer heutigen Zeit erzählen: Zugehörigkeit, Identität, Erwartungen, Liebe, Veränderung, Stillstand, Rassismus, Sexismus. Die Autorinnen entführen in Lebenswelten, die mir zu Beginn noch so fremd erscheinen können, mich letztlich aber mit einem Gefühl tiefer Verbundenheit, Hoffnung und Stärke in meinem eigenen, kleinen Universum wohlig zurücklassen.

Autorin Meg Mason lässt mich teilhaben an Marthas Suche nach einem Leben, das sie wirklich glücklich macht – unabhängig davon, was es laut der Vorstellung und Gefühlswelt anderer braucht, um im Leben glücklich zu werden. Der Roman Was wir wollen über eine Frau, die kurz nach ihrem 40. Geburtstag herausfindet, warum sie fühlt, wie sie fühlt, lässt mich tief bewegt zurück und spendet mir Trost für Momente, in denen es so scheint, als ob mir das Leben schwerer fiele als anderen.

Das irritierende Gefühl, eine tiefe Vertrautheit und ehrliche Liebe für die Familie zu spüren und gleichzeitig den Drang zu haben, ein Leben nach den ganz eigenen Vorstellungen und Weltansichten zu führen, kann ich mit Protagonistin Kinga teilen. Wie es wohl ist, der polnischen Familie den muslimischen Verlobten vorzustellen und sich zwischen Kirche, Wodka und Gulasch unsensiblen Bemerkungen und Vorurteilen entgegenzustellen, werde ich wohl nie erleben. Doch wie habe ich beim Lesen von Iss das jetzt, wenn du mich liebst mitgefiebert! Nach 281 Seiten inklusive Rezept für schlesische Kluski mit Gulasch und “Mamas Apfel-Rotkohl” bin ich überzeugt: Es lohnt sich definitiv, für die eigene Liebe, Entscheidungen und Überzeugungen einzustehen.

Das Engagement des Ecco Verlags und die Geschichten seiner Autorinnen inspirieren und wecken die Lust in mir, gemeinsame Sache zu machen. Was ich deshalb will? Ich will mich mit anderen Menschen austauschen, mitfühlen und damit Teil einer Verbundenheit und eines Gemeinschaftsgefühls sein. Ich will andere mit meinen Erfahrungen und Gefühlen inspirieren und unterstützen. Ich will eine treue Begleiterin in verrückten Zeiten sein, so wie das auch die Bücher des Ecco Verlags für mich sind. Und was ich auch noch will? Mich so bald wie möglich mit dem Frühjahrsprogramm des Ecco Verlags eindecken! Woran mich die Protagonistinnen wohl auf meiner nächsten Lesereise teilhaben lassen? Die ersten Titel des neuen Programms erscheinen Ende März.

Mehr Infos findet ihr unter eccoverlag.de oder auf dem Instagram-Account @eccoverlag.

Photocredit: Selina Bärtschi X fempop