FoodOpulence Issue

I’m Your Venus

Nicole Giger

Das Venus, welches im Gebäude des ehemaligen Sexkinos mitten im Herzen von Oerlikon Zuhause ist, hat Anfang September eröffnet. Am Herd stehen Chris Züger, ehemals Mémoire, und Pascal Kuster. Es ist eine Herzensangelegenheit.

In der Küche herrscht Vollbetrieb. Es wird gerüstet und gehackt, gebraten und gebrutzelt. Der Dampfabzug läuft, wird aber vom Hip Hop aus dem Sonos konkurrenziert. Kein Gewusel, kein Gehetze, dafür Konzentration und Präzision. Chris Züger, der Küchenchef, arrangiert Brunnenkresse und Röstzwiebeln, setzt letzte Akzente mit Sriracha Mayo und frischem Meerrrettich. Was auf den Teller kommt, ist genau aufeinander abgestimmt, nichts dem Zufall überlassen und doch ist die Verspieltheit und die Freude am Experiment allgegenwärtig. Die Zutaten sind lokal, saisonal und frisch.

Ob Frühstück, Zvieri oder Apéro – das Venus enttäuscht nicht!

Im Gastraum sorgt gedimmtes Licht für gediegene Gemütlichkeit und wird nur von der alten, ja geradezu antik legendären Venus Leuchtschrift etwas herausgefordert. Das Eis, welches im Schüttelbecher hin und herwirbelt, ist zu hören, auf dem Tresen stehen Sbagliato, Dark ‘n’ Stormy und Venus Mule in Reih und Glied, als würden sie ihrem Ende entgegenfiebern. An den Tischen wird gelacht, geschäkert und geteilt. Das Essen kommt nämlich in bester Tavolata Manier auf die Mitte des Tisches und die Gäste schöpfen sich selber. Aufgetischt wird reichlich. Der Lachs aus Graubünden ist selber gebeizt, der Senf hausgemacht, das Fleisch aus der Metzgerei nebenan. Die Wertschätzung für Produkte aus Umgebung und Jahreszeit ist zu spüren, verwendet werden Quitten, Pilze, Birnel und Sanddorn. Am Nebentisch wird Schach gespielt und Wein getrunken und das beruhigende Schüttelgeräusch vom Mixbecher meldet sich zurück. Draussen sitzen noch immer ein paar Hartgesottene bei lokalem Bier oder Glühwein, eingehüllt in Decken und rauchen in den schwarzen, vom Licht verschmutzen Oerliker Himmel.

Das Venus, welches im Gebäude des ehemaligen Sexkinos mitten im Herzen von Oerlikon Zuhause ist, hat Anfang September eröffnet. Am Herd stehen Chris Züger, ehemals Mémoire, und Pascal Kuster.

Das Venus ist eine Herzensangelegenheit. Eine Gruppe von Oerliker*innen, Zugereisten und Freund*innen hat sich hier den Traum von einem kleinen, aber feinen Bistro ermöglicht. Aus einem denkmalgeschützten Sexkino ein Restaurant und Quartiertreffpunkt machen zu wollen, sind grosse Ziele. Vielleicht ein bisschen verrückt, sicher aber voller Leidenschaft. Ich bin froh haben wir’s gewagt.

Noch vor ein paar Monaten hat’s hier ganz anders ausgesehen. Wo jetzt ein hübsch geölter Holztisch steht, umgeben von Stühlen aus dem Brockenhaus, thronte vor einem halben Jahr noch eine dunkelbraune, modrige Sitzbank, dahinter eine Steinwand mit Plastikregalen und Pokalen. Die grosszügige Fensterfront wurde von dicken, filzigen Vorhängen verdeckt und Spannteppich fügte sich dem dunkelbraun von Stühlen, Tischen und holziger Decke. Ein paar Monate, sehr viele Schweissperlen und lange Nächte später, ist davon nicht mehr viel übrig. Umso wertvoller erscheint die alte Venus Bar Leuchtschrift, welche an die bewegte Vergangenheit des Hauses erinnert und nun im Innern des Lokals den prominentesten Platz einnehmen darf. Mit dem Alten gänzlich brechen war sowieso nie das Ziel. Im Gegenteil, das neue Venus soll wie einst in den 70ern ein beliebter Treffpunkt werden im Quartier. Ein Ort zum viel trinken, gut essen, Freund*innen treffen und verhocken.

Im Venus wird gut gespeist!
Herzstuck der Karte ist das Abendessen, bei dem immer wieder wechselnde Köstlichkeiten im Stile einer Tavolata serviert werden. Jeden Mittag gibt’s frischen Eintopf, tagsüber Schoggikuchen, Kaffee oder das klassische Feierabendbier. Und am Samstag, logo: Brunch. Auf Wunsch mit Cüpli selbstverständlich.
Das Venus Bistro befindet sich an der Franklinstrasse 9 in 8050 Zürich <3 Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch, 8.00 bis 23.00 Uhr, Donnerstag bis Samstag, 8.00 bis 24.00 Uhr. Weitere Infos gibt’s hier und auf venusbistro.ch!

Photocredits: Nicole Giger / Mags Frisch