FoodQueens' Issue

Dream Big à la Zizi Hattab

Nicole Giger

Zineb “Zizi” Hattab inspiriert – und das nicht nur aufgrund ihres Lebenslaufs, der sich wie kein anderer liest. Nein, Zizi Hattab ist passioniert, mutig und ehrgeizig. Sie ist eine Macherin, die konsequent und hartnäckig ihre Träume verfolgt – und umsetzt. Wenig erstaunlich, dass ich sie im Rahmen unserer QUEENS’ ISSUE zur Food-#heroine gekürt habe.

Zizi, du hast Maschinenbau studiert, als Software-Ingenieurin gearbeitet und bist jetzt eine vegane Spitzenköchin mit eigenem Lokal. Klingt unkonventionell, voller Entdeckergeist und willensstark. Wie würdest du dich beschreiben?
Ich bin ein enthusiastischer und entscheidungsfreudiger Mensch. So unkonventionell es auch scheinen mag, der Berufswechsel war eine natürliche Veränderung für mich. Ich bin eine fürsorgliche Person voller Liebe, die es geniesst, Zeit mit anderen Menschen zu verbringen und mit ihnen ihre Leidenschaft zu teilen. Und das ist nun mal das Essen. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und neuen Wegen, um glückliche und köstliche Momente zu kreieren. Der soziale Aspekt meines Jobs hilft mir, genau dies zu tun – Menschen zu verwöhnen und sie zu berühren.

Das KLE hat sich ausschliesslich der veganen Küche verschrieben. Was fasziniert dich an der veganen Küche? Steckt hinter der Absicht ein veganes Restaurant zu eröffnen auch eine politische Message?
Es sind die Schönheit der Natur und der Respekt für andere Lebewesen, die mich an der veganen Küche und somit am veganen Kochen faszinieren und inspirieren. Vegan zu werden ist der schnellste Weg, um einen positiven Einfluss auf unser Zuhause, den Planeten, zu haben. Man kann es “Politik” oder “Fürsorge” nennen – die Botschaft bleibt die gleiche. Ein veganer Lebensstil steht zudem für eine Welt mit weniger Grausamkeit und weniger Unterdrückung. Man kommt der Natur wieder näher und verbindet sich mit den Jahreszeiten der Pflanzen. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Gesundheit.

Lebst du privat also auch vegan?
Ja, ich versuche so viel wie möglich Mode und Kosmetik zu konsumieren, die cruelty-free sind, und ich esse pflanzlich. Vegan zu leben ist nicht immer einfach, denn tierische Produkte sind überall, sogar in Plastiktüten, Kondomen und Kindermalstiften.

Du führst das KLE im Zürcher Kreis 3 äusserst erfolgreich. 14 GaultMillau Punkte, beste Kritiken und ein brummender Laden (wenn dann nicht grad Lockdown ist) zeugen davon. Es scheint, also ob du mit dem KLE deinen Traum lebst?
Ja, ich liebe das KLE und stehe voll und ganz hinter dem Restaurant. Mit dem KLE kann ich einen Beitrag dazu leisten, eine pflanzenbasierte Ernährung zu normalisieren. Zudem gibt mir das KLE die Gelegenheit, das Leben unserer Gäste – zumindest für diesen einen Moment – mit Positivität zu erfüllen. Mein Team und ich sind der Überzeugung, dass wir mit jedem Gast die Chance haben, unsere Liebe für unsere Arbeit zu teilen und ihm das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.

Und was sind deine Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Ich würde gerne eine KLE Bäckerei in Zürich eröffnen!

Das KLE befindet sich an der Zweierstrasse 114 im wunderschönen Zürcher Kreis 3

Deine Eltern sind Marokkaner, du bist in Spanien geboren, hast in Barcelona studiert, in New York gearbeitet und bist jetzt in Zürich. Wieso ist Zürich der perfekte Ort für dein eigenes Lokal? Was magst du an Zürich?
Zürich hat die richtige Balance zwischen Stadtleben und natürlicher Umgebung. Ich liebe das orthodoxe Viertel, in dem sich das KLE befindet, weil es mich an Williamsburg in New York erinnert.

Caminada, Bottura, Roca Brüder – deine Lehrer sind allesamt Meister ihres Fachs. Wie ist es von den Besten zu lernen?
Von diesen grossen Namen zu lernen bedeutet, ihre Botschaft, ihre Vision und nicht nur ihr Essen zu verstehen. Sie können abstrakte Ideen oder sogar Politik kommunizieren, indem sie Essen als ihre Sprache benutzen. Dadurch habe ich verstanden, wie komplex Essen sein kann, aber auch, wie schön es in seiner Einfachheit ist. Zudem glaube ich, “balance is key” – und so ist ein diverses, gut gemischtes Team in der Küche immer am stärksten!

In der internationalen Spitzen-Gastronomie sind Frauen noch immer untervertreten. Doch es tut sich einiges. Und Frauen wie du machen Hoffnung. Was muss sich ändern, damit künftig noch mehr Frauen in diese Top-Positionen kommen? Was würdest du jungen ambitionierten Köchinnen mit auf den Weg geben wollen?
Fast in allen Branchen wird ein Beruf, sobald er “professionalisiert” ist, auch von Männern dominiert. Der Grund für dieses Phänomen ist unter anderem die Tatsache, dass von Frauen erwartet wird, dass sie sich um den Haushalt kümmern und mehr Zeit für die Familie aufwenden. Männer hingegen können sich voll und ganz ihrem Beruf widmen. Leider ist die Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft noch lange nicht hergestellt, aber ein Wandel findet statt! Er ist unausweichlich – und wir haben ihn in der Hand. Jeder kleine Schritt in Richtung Gleichberechtigung wird eine Wirkung haben – wir dürfen einfach nicht aufgeben. So würde ich jede Person ermutigen, gross zu träumen – ja, “dream big!”, die Arbeit zu tun und konsequent zu sein. Nicht nur konsequent, sondern hartnäckig und beharrlich. Antrieb, Leidenschaft und Engagement können dich wirklich dorthin bringen, wo du hin willst!

KLE = veganer Hotspot
Mehr zu Zizi und zum KLE findet ihr unter www.restaurantkle.ch!

Photocredits: Swiss Wine Gourmet