CultureHolistic IssueMusic

Wholesame Music

Rahel Fenini

Lernen von Rob(yn)
“The making of a great compilation tape, like breaking up is hard to do. It takes ages longer than it might seem. You gotta kick it off with a killer to grab attention. Then you gotta take it up a notch. But you don’t want to blow your wad. So then you gotta cool it off a notch. There are a lot of rules”, meinte Rob Gordon vor gut 20 Jahren im Film “High Fidelity” und gab uns damit seine ultimativen Tipps für das perfekte Mixtape auf den Weg. “Many do’s and don’ts. First of all, you’re using someone else’s poetry to express how you feel. This is a delicate thing.” Die Komödie, die auf dem gleichnamigen Roman von Nick Hornby basiert, erzählt in wunderbarer Manier Robs Lebens- und Liebesgeschichte(n) – und ist auch noch heute ein Must-Watch.

20 Jahre später flimmert Rob, dieses Mal eine weibliche, bisexuelle POC, gespielt und inszeniert von der fabelhaften Zoe Kravitz, erneut über unsere Bildschirme. Während sich gewisse Details klar dem heutigen nach Ästhetik strebenden und vermeintlich diversity-affinen Publikum angepasst haben, bleibt der Inhalt der Hulu-Serie derselbe wie früher: Robyn – wie auch Rob – , melancholisch und heartbroken, versucht herauszufinden, wieso es mit der Liebe für sie nicht klappen will und sucht dafür ihre bedeutungsvollsten Ex-Lovers – die sogenannten “Top Five Heartbreaks” – auf. Die Musik kommt dabei nicht zu kurz und so offenbart uns auch Rob ihre Liebe für eine perfekt zusammengestellte Playlist: “Making a playlist is a delicate art. It’s like writing a love-letter, but better in a way. You get to say what you want to say without actually saying it”.

Hulu’s Rob(yn) – Queen of Playlists

Von Mixtapes und Playlists
Wow, dachte ich, als ich mir die Szene im März 2020 – gleich zu Beginn des Lockdowns – angeschaut hatte. Mixtapes und Playlists. Wann haben wir damit aufgehört? Wann haben wir uns entschieden, unsere Gefühle und Emotionen nicht mehr in diese wunderbaren Song-Listen zu packen – eigenhändig zusammengestellt, perfekt angeordnet, mit einer klaren Message – für den Lover, den crush, für die beste Freundin. Oder auch einfach für sich selbst. Zum Verarbeiten, zum Abschied nehmen und Loslassen, zum sich selbst Feiern.

Doch dann kam sie, die grosse Überraschung. Eine Postkarte in meinem Briefkasten. Ein Link zu einer Spotify-Playlist. Meine Lockdown-Tracks – compilated von meiner #heroine. 30 Songs. 97 Minuten voller Zuversicht und Hoffnung, Liebe und Glücklichsein, Freude und Ekstase, bisschen Melancholie und Nostalgie – 97 Minuten “Sarah und Rahel”. Wir, unsere Geschichte, unsere Freundschaft, als Ganzes ganzheitlich zusammengepackt in eine Playlist. Mein Herz ging auf – und das Volumen hoch.

What The World Needs Now
Mixtapes und Playlists – oder auch einfach gut konzeptionierte, in sich stimmige und abgerundete Alben (wie z.B. “Nacht” von Elif) – brauchen ein Comeback.

“Ich habe ein Album (und nicht nur Singles) gemacht, weil ich für mich ein neues Fundament setzen wollte, und einen neuen Boden. (…) Für mich hat es Sinn gemacht, ein Album zu veröffentlichen, weil ich darin auch meine Story erzähle. (…) und ich liebe es auch, Alben zu hören. Aber der Künstler muss auch etwas erzählen; und wenn du nichts zu erzählen hast, dann mach einfach nur Tracks.” (Elif im Interview mit YOU FM)

Weshalb? Weil Mixtapes, Playlists und Alben die Kraft haben, Geschichten zu erzählen, Lebens- und Liebesgeschichten – so wie bei Rob. Weil Mixtapes, Playlists und Alben Altes abschliessen und Neues schaffen können. Weil sie uns begleiten und unserem Leben einen Soundtrack geben. Und weil Songs in guter Kombination uns dabei helfen können, Dinge ganzheitlich zu erkennen, zu verorten und davon ausgehend weiterzugehen – ganz egal wohin.

Photocredits: Indie Wire