FoodPower Issue

Essen ist politisch – oder Rosa Parks’ Power Pancakes

Nicole Giger

“Essen ist politisch”
Natürlich wusste ich das schon lange bevor es Bon Appétit, die grosse und enorm erfolgreiche Foodplattform aus New York, im Zuge der BLM Demonstrationen Anfang Juni auf Instagram postete. Und dennoch freute ich mich über das Bekenntnis. Bon Appétit das Riesenunternehmen, das auf unterhaltsame und durchaus geistreiche Art und Weise Esskultur, Wissen und Rezepte vermittelt, macht deutlich, dass es sich beim Essen eben längst nicht nur um Mengenangaben und Nährwerte handelt. Mit Online-Magazin und Youtube-Kanal erreicht Bon Appétit ein Millionenpublikum. Begeistert zählte ich mich immer dazu – während andere Serien schauten, hab ich mir ein Bon Appétit Test Kitchen Video nach dem anderen reingezogen.

Essen ist politisch, verkündete Bon Appétit also im Juni und wollte damit auch klar machen, dass die BLM-Bewegung wichtig und unerlässlich ist; dass sie den Protest unterstützen, der durchs Land zieht. Kurz darauf wurde publik, dass People of Color in den Bon Appétit Videos nicht dieselben Möglichkeiten haben wie ihre weissen Kollegen*innen. Sie würden weniger gefeatured, oft schlechter bezahlt und für die Diversitätsbemühungen des Unternehmens instrumentalisiert. Der Chef musste gehen. Drei von Sechs People of Color Video Editoren*innen haben letzte Woche nun bekannt gegeben, dass sie Bon Appétit Video ebenfalls verlassen.

Bon Appétit ist längst kein Einzelfall. Ewige und alleinige Lippenbekenntnisse reichen nicht aus. Ändern muss sich so vieles – und das jetzt.

Priya Krishna ist eine von den drei Editor*innen, die Bon Appétit verlassen werden. Sie schreibt auf Twitter: “I am thankful for the platform Bon Appétit video gave me. But I refuse to be part of a system that takes advantage of me, while insisting I should be grateful for scraps. This happens far too often, to too many people of color, many of whom do not have the privilege to walk away from a shitty situation. Today, I’m walking away because I have that privilege, and I want to use it to make things better for those who come after me. To my BIPOC peers: Don’t settle. Recognize your worth – these publications Need us more than we need them. I hope to find platforms that value me, treat me as a three-dimensional person, and provide a safe environment. Bon Appétit video is not that place.”

Diese Frauen braucht die Welt.

Rosa Parks’ Power Pancakes
Ich möchte nun ein ganz spezielles Rezept mit euch teilen. Ein durchaus politisches, denn es stammt von niemand geringerem als Rosa Parks. Rosa Parks ist die schwarze unerschrockene Frau, die sich am 1. Dezember 1955 auf dem Nachhauseweg von der Arbeit in einem öffentlichen Bus in Montgomery auf einen Sitzplatz setzte, der für Weisse vorgesehen war. Als ein weisser Herr sich setzen wollte und Parks aufforderte aufzustehen, blieb sie sitzen – wurde kurz darauf verhaftet, angeklagt und zu einer Busse verurteilt. Rosa Parks Protest schrieb Geschichte – und gilt als Auslöser der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA.

Rosa Parks bleibt unvergessen. Ihr ist natürlich sehr viel Grösseres zu verdanken als Pancakes, doch das soll unsere Wertschätzung diesen gegenüber nicht schmälern.

Das Rezept für die Rosa-Parks-Pancakes ist auf einem Couvert notiert und wird in ihrem Nachlass in der Library of Congress in Washington aufbewahrt.
Rosa Parks’ Power Pancakes

Rezept für die Featherlite-Pancakes von Rosa Parks

Zutaten
(für circa 8 kleine Pancakes)

Für die Pancakes:
120 g Mehl
3 TL Backpulver
1/4 TL Salz
2 EL Rohrzucker
2 Eier
280 ml Milch
4 EL Erdnussbutter
Kokosöl oder Rapsöl zum Braten

Für die Nussbutter:
200 g Nüsse, zum Beispiel Haselnüsse oder Mandeln, geröstet
1 bis 2 EL Ahornsirup oder Agavendicksaft

Fürs Kompott:
400g Heidelbeeren TK
2 EL Ahornsirup, Agavendicksaft oder Honig

Zum Toppen:
8 EL Heidelbeerkompott (siehe oben)
8 EL Nussbutter, z.B. Haselnuss- oder Cashewbutter (siehe oben)
8 EL griechisches Joghurt
flüssiger Honig oder Ahornsirup zum Drüberträufeln
geröstete Nüsse, z.B. Kürbiskerne, Mandelblättchen etc.

Zubereitung

1 In einer grossen Schüssel Mehl, Backpulver, Zucker und Salz mischen. In einer etwas kleineren Schüssel das Ei mit Milch und Erdnussbutter ebenfalls gut mischen. Dann die flüssigen Zutaten zu den trockenen leeren und gut unterheben. Den Teig in etwas Kokos- oder Rapsöl anbraten und nach drei, vier Minuten wenden.

2 Für die Nussbutter die Nüsse deiner Wahl (es darf gerne auch ein Gemisch sein) im Ofen circa 10 Minuten rösten bis sie zu duften beginnen. Dann mit zwei Prisen Salz in einem tüchtigen Mixer so lange mixen bis sie eine sämig weiche Konsistenz erreichen. Das dauert gut und gerne 10 bis 12 Minuten, je nachdem die Nüsse ab und an von den Seiten kratzen und dann wieder weitermixen. Ganz zum Schluss süssen, danach nur noch mit einem Löffel umrühren, nicht mehr mixen, sonst droht die flüssige crèmige Butter wieder fest zu werden.

3 Fürs Kompott eigenen sich Tiefgekühlte Heidelbeeren fast besser. Beeren in einem Pfännchen einige Minuten köcheln lassen, je nachdem wenig Wasser zufügen und dann einköcheln. Zum Schluss mit Honig, Agavendicksaft oder Ahornsirup süssen. Je nach Geschmack, 1 bis 2 EL dürfen es schon sein.

4 Auf die Pancakes einen Klecks griechisches Naturejoghurt geben und mit reichlich Nussbutter sowie Heidelbeerkompott garnieren. Dann mit Ahornsirup oder flüssigem Honig beträufeln und mit gerösteten Nüssen bestreuen.

We Love Pancakes – And We Cannot Lie!

Photocredit: Nicole Giger / Mags Frisch