Move over Sonnenuntergänge und #interiorinspiration – wir arbeiten auf Instagram jetzt an einer besseren Zukunft.
Wir sind live dabei, wenn die Büros im Kapitol verlost werden und die ersten eigenen Visitenkarten im Postfach landen. Aber auch morgens beim Schminken und abends mit Eiscreme im Bett. Die 29-jährige Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, kurz AOC, zog als jüngste Abgeordnete in das amerikanische Repräsentantenhaus ein und veränderte auch gleichzeitig, wie über Politik gesprochen wird. Sie macht einfach! Sie erklärt ihre Themen beim Vorbereiten des Abendessens – und zwar live auf Instagram. Sie redet über Make-up genauso wie über die Energiewende – und macht ihre Sacharbeit damit zu einer Sache, über die gesprochen wird.
Die AOC-Regel besagt: “Instagram-Stories sollen nicht wie eine Pressekonferenz wirken.” Es geht darum, den typischen Politikerhabitus zu vermeiden: seriös, diplomatisch, langweilig. Auch vermeintlich intime Einblicke ins Privatleben funktionieren nicht, wenn professionelle Fotograf_innen gestellte Bilder im Wohnzimmer aufnehmen. Während die meisten Politiker_innen Berater_innen haben, die ihre Kanäle mit harmlosen Pressetexten und geschönten Fotos speisen, hält AOC das Handy immer selbst in der Hand. Der wackelige Selfie-Modus suggeriert, hier sei man ganz nah dran.
“Mit Ocasio-Cortez ist das politische Washington so nah, so normal, so unmittelbar, dass es gar nicht mehr einschüchtert.”
Die Abgeordnete wagt also etwas, das vorher kaum dagewesen ist. Man erlebt Alexandria Ocasio-Cortez und ihre Themen in einem Alltag, der nicht fremd wirkt – ob sie nun Pflanzen umtopft oder am Anfang der Netflix-Dokumentation Knock Down The House, die sie durch den Wahlkampf begleitet, ihren Concealer mit der Baking-Methode aufträgt: Sie macht die Sache, für die sie kämpft, nahbar, indem sie sie in einen Kontext bringt, der verstanden wird. Mit Ocasio-Cortez ist das politische Washington so nah, so normal, so unmittelbar, dass es gar nicht mehr einschüchtert.
Man kann sich nun fragen, warum es im deutschsprachigen Raum noch keine Politikerin gegeben hat, die einen solchen Hype auslösen konnte? Die Antwort ist vielleicht: noch nicht. Potential (und etwas zu diskutieren) gibt es auch hier schliesslich genug: