Liebe Leser_innen
“Let’s Talk About Sex” haben wir für diese Ausgabe wirklich wörtlich genommen. Weil von euch vereinzelt auch schon die Frage geäussert wurde, warum wir denn nie explizit über Sex schreiben, dachten wir: Recht habt ihr, dem widmen wir doch gar eine ganze Ausgabe. Gesagt getan also, und hier ist sie nun unsere 11. Ausgabe zum Thema Sexualität und Körperlichkeit: THE SEX ISSUE.
Ja, und wie so viele andere Bereiche hat sich im Zuge der Emanzipation und des Feminismus auch der der Sexualität in den letzten Jahren stark gewandelt. Guter Sex beruht auf Konsens, Kommunikation, Vertrauen und Respekt. Vorbei sind die Zeiten, in denen mann gar an der weiblichen Libido zweifelte. Dabei müssen aber auch Rollen und Sexualität als Ganzes neu verhandelt und gedacht werden. Das bedarf vor allem Offenheit – und somit einer gehörigen Portion ehrliche Kommunikation.
Doch wie aufgeklärt ist unsere Gesellschaft denn wirklich? Wenn man Werbungen oder Instagram-Feeds betrachtet, scheint Sex ein omnipräsentes Thema und Verkaufs-Argument zu sein. Auch wenn die #metoo Debatte einiges bereinigt hat und die schlimmsten Werbe-Sexismen zumindest in unseren Breitengraden vertrieben hat, so ist der öffentliche Diskurs über Sex noch immer realitätsfremd und verzerrt. Wir müssen anfangen, wirklich ehrlich über sexuelle Wünsche und Bedürfnisse zu reden und Grenzen auszuloten. Das bedeutet auch, nicht in klassischen und starren Kategorien wie hetero oder homo zu denken, sondern Sexualität mehr als etwas Fluides, auch Veränderbares zu betrachten. Hier birgt unsere Gesellschaft noch ganz viel Potential, sollte sie dies denn auch zulassen und Raum geben. Das fängt an mit einer entsprechenden Aufklärung von Jugendlichen, bei der sowohl Lehrpersonen als auch die Schule als Institution gefragt sind. Aber auch sonst braucht es Räume, Foren und Anlaufstellen, um sich der Thematik offen und ungeschminkt zu widmen. Es braucht Personen, die den Diskurs ankurbeln und uns ermutigen, “die Hüllen fallen zu lassen”.
Genau solche spannenden Projekte und Persönlichkeiten möchten wir euch in dieser Ausgabe näher bringen. So sprachen wir für die #heroine-Rubrik etwa mit der Berliner Sex-Bloggerin Theresa Lachner von Lvstprinzip, die uns erklärt, wie sich Feminismus und Popkultur auf Sexualität auswirken. Einen physischen Pop-up Raum für solche Verhandlungen schaffen jeweils die Porny Days Ende November in Zürich. Das Interview mit Co-Gründerin Talays Schmid findet ihr in unserer Art-Rubrik. Gastautorin Vanessa Votta spricht in der Lifestyle-Kolumne unverblühmt über weibliche Lust und Masturbation – und stellt dabei das Start-Up Untamed Love vor, ein sexpositiver, queer-feministischer Onlineshop für Sex Toys aus Zürich. Das und noch viele weitere spannende Geschichten erwarten euch in dieser Ausgabe.
Viel Spass beim Lesen!
Eure fempop #heroines
Rahel & Cécile
Illustration: Arion Gastpar for fempop